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Fließende Kraftschübe

Eine nächtliches Erlebnis

Ein Kursteilnehmer in Köln genehmigte mir freundlicherweise die Veröffentlichung seiner literarisch-metaphorisch fühlbaren Empfindungsbilder und Erkenntnisse nach einer Kursstunde, mit den Worten: „Worte in Büchern und Mails nützen nichts, wenn sie niemand lesen kann.“

Liebe Gisela,
ich hatte in der Nacht zu unserem letzten Kurs ein phänomenales Erlebnis! Von dem will ich dir kurz, aber lang berichten:

Ich bin irgendwann inmitten der tiefen Nacht aufgewacht und fühlte mich an einigen, aber relevanten, Gelenkknotenpunkten meines Körpers mit Energie durchschossen. Durchschossen in dem Sinne, dass ich vom körperlichen Spüren pulsierender strom- und blitzartigen Energie durch Arme und Beine wachgeworden bin. Jedenfalls meine ich, dass ich davon wach wurde. Kann ja auch ein sehr tiefer und realistischer Traum gewesen sein.

Jedenfalls hat mich das Aufwachen und Bemerken der fließenden Kraftschübe in meinem schlaftrunkenen Zustand sehr froh und zufrieden gestimmt. Sehr angenehm. Diese Erfahrung im Dämmerzustand meines halbwachen Hirns war der erste konkrete Anlass, der mir wichtig genug erschien, zuhause mal etwas zu feldenkraisen. Sprich, am selbigen Abend habe ich mich auf mein Bett gelegt und entsprechende Übungen aus der letzten Stunde weitgehenst wiederholt, bzw. nachgeahmt.

Spannenderweise habe ich aber auch direkt den zielgerichteten Ansporn aus meinem Kopf wahrgenommen und zwar in der Art, dass ich, verbalisiert, mich etwa so verhalten habe: „Noch ein wenig mehr übers Limit dehnen/strecken/biegen“ oder „Hier muss etwas erreicht werden“ oder „Diese Bewegung könnte in der heutigen Nacht für den Auslöser zuständig sein“.

Das (bis auf den Letzten) sind/waren Gedanken, die hatte ich bei Dir in den Kursen nur in der ersten Stunde. Aber nachdem Du die Praxis etwas erläutert hattest, konnte ich das auch ablegen und mich in aller Ruhe selbst beobachten, ohne irgendetwas richtig machen zu müssen – für mich selbst und für die Lehrerin und für die Sache.

Diesmal hatte ich aber nicht deine Leitung, bzw. deine Worte, die mich von einer Übung in die Nächste übergehen ließen, sondern nur den Ansporn in meinem Kopf. Ergo habe ich versucht den fixierenden Ansporn loszuwerden, also zu übergehen/ignorieren/loszulassen und noch ein paar Minuten weitergemacht. Aber weder kam in der Nacht der heimlich ersehnte Energiedurchfluss, noch der Impuls am nächsten Abend weiter zu feldenkraisen.

Beides ist gut so, wie es ist. Und es war sehr schön es so genau beobachten zu können. Ich könnte auch vermuten, daß das mollig-warme und entspannende Meersalzfußbad am späten Nachmittag für die Durchflutung meiner Extremitäten in der besagten Nacht gesorgt hat. Aber auch das 2. Fußbad am nächsten Tag brachte keine Wiederholung der Licht- und Energieschüsse. Hehe. Schön zu sehen, wie der Kopf auf etwas hinarbeitet, wenn er sieht, dass er etwas davon hat. Und schön, dass ich erspüren kann, dass es hierbei nicht um den Kopf geht.

Das ist alles sehr spannend, und ich bin Dir sehr dankbar, dass Du mir eine neue Art der körperlichen Wahrnehmung beibringst.
Bis die Tage, Mario, IT Spezialist (Feldenkrais Pur, Kurs Köln 2012)

Die Zwiebel

Eine Teilnehmerin schickt folgende Resonanzen zu dem Bildungsurlaub 2013 „Natürliche Präsenz, gewinnende Stimme und gesundes Handeln am Arbeitsplatz“:

Liebe Gisela,
herzlichen Dank für diese wunderbare Woche. Ich habe jeden Tag, jede Stunde und jede Minute sehr genossen und aufgenommen. Du bist eine großartige Lehrerin, eine wunderbare Leiterin, eine tolle „Ideenrüberbringerin“! Ich weiß, das Wort gibt es gar nicht, aber es scheint mir doch irgendwie passend. Hab Dank für deine Zeit und für deine Art des Gebens.

Ich übe schon dauernd das Hocken, die Füße dabei voll auf dem Boden belassend, welches du praktiziert hast, als du uns die kleinen Schätzchen gezeigt hast, die wir wohl auch alle in unserem Leben haben. Wir müssen sie nur wieder ausgraben. Dieses Hocken hat mir gefallen, gut getan, und irgendwie hat es mich beeindruckt. Es stellte spielerisch Leichtigkeit dar, und diese suche ich.

Es ist auch ein Dank an alle, die so wunderbar offen mit uns gemeinsam diese Woche erlebten und gestalteten. Ich denke oft an unsere Älteste in der Gruppe, ihre Art, ihre Leichtigkeit, ihre Beweglichkeit hat mich sehr inspiriert. All das hat mir geholfen entscheidendes zu sehen, auch dass es sogar möglich ist, nochmal einen ganz anderen Weg zu gehen. Gabriele

In unserer Abschlusspräsentation habe ich die Geschichte von der Zwiebel mit manchmal poröser Stimme vorgetragen. Diese Geschichte schien mir passend für meine bewegenden Erlebnisse in dieser Woche. Hier nochmal schriftlich…

„Die Story einer Zwiebel
von Franz X. Bühler

Du fühlst es genau. Irgendwo, tief in dir, muss es einen gewaltig großen Knoten geben, etwas, womit du dir immer und immer wieder selbst im Wege stehst? Du arbeitest an dir, du entwickelst dich und scheinst dich nur im Kreise zu drehen, kaum weiterzukommen? Dann kann dir folgender Vergleich helfen: „Jeder Mensch ist ein enorm vielschichtiges Wesen, mit einer unendlich großen Anzahl von Erfahrungen, Erlebnissen und anderen Lernprozessen. Er ist wie eine Zwiebel!“ Wenn du zum Kern vorstoßen willst, kann es durchaus sein, dass du erst noch einige Schalen entfernen musst. Dabei weißt du leider nie genau, wie weit du schon vorangekommen bist, wenn das erwünschte Ziel noch nicht eingetroffen ist. Hier hilft nur eines: mach einfach weiter, du bist es wert! Wer weiß, vielleicht bist du nur eine einzige Schale von der langersehnten Lösung entfernt. Gib nicht auf, sonst wirst du nie erfahren was wäre wenn… Und übrigens haben es Zwiebeln so an sich, dass beim Entfernen der Schalen auch mal Tränen fließen.

Mit Feldenkrais bei Dir, finde ich zu mir:

Liebe Gisela,
durch die Bewegungsabläufe nehme ich meinen Körper in zahlreichen Situationen immer besser wahr.

Früher führte ich die mir vom Physiotherapeuten verordneten Übungen lustlos und stereotyp aus. Heute dagegen spüre ich in die Übungen hinein. Ich führe sie achtsamer, neugieriger, sogar lustvoll aus. Dabei merke ich, wie schon kleine Bewegungen das komplexe Wechselspiel aus Muskeln, Knochen und sogar inneren Organen positiv beeinflussen können. Mein Üben hat seinen quälenden Charakter verloren und ist deutlich effektiver geworden.

Ob beim Sport, beim Einparken des Autos rückwärts oder beim Haare waschen – viele früher als zuvor wird mir bewusst, wenn ich gerade wieder dabei bin, z.B. Lendenwirbelbereich, Halswirbelsäule oder/ und Muskeln zu strapazieren. Und das schützt mich vor neuen orthopädischen Problemen.

Auch meiner Seele tut Feldenkrais gut – es hilft mir, mich zu erkennen und von schädlichen Strukturen zu lösen.

Du forderst uns häufig auf, zu spüren, wie sich gegenwärtig etwas anfühlt. In einer solchen Situation entdecke ich eine Tendenz in mir: es drängt mich, meinen seelischen und körperlichen Ist-Zustand nur flüchtig wahrzunehmen, um ihn möglichst schnell in einen vom Verstand diktierten Soll-Zustand („So müsste es eigentlich sein-Zustand“) umzuwandeln. Seit diesem Schlüsselerlebnis gebe ich dem Erspüren im Jetzt deutlich mehr Raum. In Akzeptanz dessen was ist, genieße ich es, frei darüber entscheiden zu können, den Ist-Zustand zu belassen oder ihn zu ändern.

Vielen Dank für deine aufmerksame und inspirierende Art. (Frau Anfang 50, Feldenkrais Pur Köln, Juli 2015)